Frankreich
Mit dem VW-Bus über Land
Während jene, die Wohnwagen hinter sich her ziehen, auf direktem Weg von daheim ans Reiseziel fahren, gestaltet sich unser Sommerurlaub meist ganz anders: «Mach' kein' Stress!» ist das Motto meiner Frau, weshalb wir oft erst am zweiten Tag starten, also Sonntag statt Samstag. Und auch dann ist nicht garantiert, dass der Wagen die Einfahrt am frühen Vormittag verlässt. Da wir mit dem wendigen Bus auch entlegene Plätze erreichen, überall halten und die Karte studieren können, buchen wir nicht. Wir fahren etwa 400 km am Tag, an kurzen Tagen weniger. Abends gibt es dann doch manchmal Stress, wenn es spät wird und der gewünschte Campingplatz «Complet!» meldet. Dann gilt es zu improvisieren. Höchststrafe ist ein Hotelaufenthalt. Die Rezeptionen schließen spätestens um 20 Uhr, viele auch eine Stunde früher.
Wir haben unseren Spaß mit immer neuen Streckenführungen auf dem Weg nach Süden und zurück. Obgleich der Bus mit Klasse 1 auf der Autobahn wie ein PKW eingestuft wird, meiden wir diese Straßenform. Natürlich nervt es, wenn man immer und immer wieder die Bremsschwellen französischer Ortsdurchfahrten passieren muss. Aber man sieht halt viel mehr! Die niedrigere Geschwindigkeit und der Szenenwechsel an jeder Biegung lassen auch den Fahrer teilhaben an der Einzigartigkeit der «routes tranquilles», wie die Nebenstraßen in der Sprache unserer Nachbarn heißen. Auf den folgenden Seiten werden wir die verschiedenen Routen und deren Charakteristiken näher betrachten.
Dass man am Ende eines Urlaubs, insbesondere wenn das Wetter vor Ort gut ist, auf eine späte und schnelle Heimfahrt aus ist, versteht sich von selbst. Dennoch versuchen wir erst gar nicht, an einem einzigen Tag zurück zu fahren. Bis Grenoble geht es mehr oder minder über Land. Aix-les-Bains war bisher immer ein guter Stopp, der es erlaubt, im Süden die Autobahnen zu meiden, am Nachmittag den Campingplatz zu erreichen und am nächsten Tag nur so weit fahren zu müssen, dass man pünktlich zum Binger Winzerfest zurück ist. Wer vom Winterurlaub noch eine Vignette auf der Scheibe hat, fährt durch die Schweiz zurück. Wohnwagen brauchen eine eigene Vignette, sodass man sich überlegen muss, ob Klasse 3 auf der französischen Autobahn günstiger ist als 80 Euro (hin und zurück) durch die Schweiz. Für Klasse 1 gilt: Die einfache Strecke von Grenoble über Dole nach Mühlhausen ist so teuer wie die Jahresvignette Schweiz, selbst wenn man das abzieht, was man auf der Strecke Grenoble-Genf bezahlt.