Sölden
Rundfahrt mit Snowboard
Auf der Fahrt zum Gletscher treffe 
ich auf eine junge Dame, die wie ich allein mit ihrem Snowboard unterwegs 
ist und mit der ich mich von Anfang an gut verstehe. Ich stelle glasklar, 
dass ich «nicht zum Vergnügen hier bin, sondern zum Snowboard fahren». 
Und so nutzen wir das langsam, erst gegen späten Nachmittag besser werdende 
Wetter zu einem gemeinsamen Skitag, der das ganze Skigebiet Revue passieren 
lässt. 
Wir fahren die überbreiten Carvingpisten auf dem Tiefenbachferner, 
die Tiefschneereste auf beiden Hängen am Seiterjöchl und ziehen dann 
über den Rettenbachferner um in Richtung Giggijoch. 
Die Gondeln der 
Tiefenbachbahn hängen derweil schon wieder so stark im Wind, dass ein Schild 
am Einstieg unübersehbar davor warnt, die Snowboards in die äußeren Halterungen 
zu stecken: «WIND! Nehmen Sie die Snowboards mit in die Kabine!»
Die Golden Gate Bahn, die direkte Verbindung zwischen Giggijoch
und Gletscher, ist bereits stillgelegt und so bleibt uns nur die Abfahrt 
durch das Rettenbachtal, ein Ziehweg, der stark beginnt und am
Ende so flach ausläuft, dass man bei Sulzschnee mit dem Brett kleben bleibt.
Das Wetter ist zum Glück schlecht und kalt und so brauchen wir nicht raus aus 
der Bindung. Wir hängen die Abfahrt bis zur Talstation der Gaislachkoglbahn 
dran. Von dort fahren wir erneut bergan und wechseln schließlich kurz vor dem
Betriebsschluss der Langeggbahn zurück zum Giggijoch. 
Am Ende dieses 
großartigen Tages finden wir uns etwa 50 Höhenmeter oberhalb der Bergstation der 
Giggijochbahn wieder: «Ich kann nicht mehr.», sagt meine Begleiterin, 
«Ich bin völlig platt. Ich nehme die Bahn ins Tal.»
Wir ziehen die Handschuhe aus und verabschieden uns förmlich aber herzlich. Sie 
wird morgen bereits zurückfahren, am Freitag. Ich beobachte sie auf ihrem Weg 
zur Bahnstation. Erst als sie durch den Eingang verschwindet, werfe ich mein 
Brett wieder an. Ich lasse es krachen ins Tal.
Mäßig gute Fahrer mögen kreischen,
aber der Sulzschnee lässt das Snowboard gefahrlos vorbeischweben. Wenn einer den
Rand blockiert, wird er außerhalb der Piste umfahren. Ich fühle mich trotz des 
langen Tages nicht müde; ich erinnere mich an den Satz eines Freundes: «Wer 
einen Bogen fährt, ist ein Feigling!»
Ich stehe etwa ein bis zwei Minuten am Ausgang der Giggijochbahn, als meine Begleiterin herauskommt: «Ich habe mich schon gefragt, ob Du versuchen wirst, die Bahn zu überholen. Ich bin schwer beeindruckt!».
«Schöne Grüße an dieser Stelle an Silvia aus Mainz».