Pa­ris 2025

Hin­fahrt Bonn - Pa­ris - Mais­se, 751 km

1. Tag: Bonn - C. Her­gar­ten, 93 km

Ich fah­re nach Os­ten zum Rhein und fol­ge dem Eu­ro­vélo 3 ab 2. Fähr­gas­se bis Meh­lem und über Rhein­bach und Eus­kir­chen bis zum Cam­ping­platz in Her­gar­ten. Ich meis­te­re da­bei ei­ni­ge sehr stei­le Pas­sa­gen. Das Wet­ter be­ginnt grau, geht aber ab Rhein­bach in Son­nen­schein über. Erst sehr viel Paris 2025, historisches Stadttor in Nideggen spä­ter le­ge ich Son­nen­milch auf. In Eus­kir­chen ma­che ich Rast in ei­nem klei­nem Park zwi­schen Bahn­stre­cke und Al­ters­heim. Die Räu­me um die Sitz­bän­ke sind sehr schmud­de­lig, Pau­se muss aber sein. Bis hier fah­re ich im we­sent­li­chen stra­ßen­be­glei­ten­de Rad­we­ge.

Vom Park aus fol­ge ich der Rur­tal­bahn. Die Stre­cke ist ein­glei­sig und ein Zug be­steht aus nur ei­nem Trieb­wa­gen. Es gibt vie­le na­tur­be­las­se­ne Bahn­über­gän­ge, da­her hört man über­all im Tal ein ste­tes Hu­pen Paris 2025, Abendessen in Nideggen der Zü­ge, bis in die Nacht. Et­wa die Hälf­te des We­ges bin ich frü­her schon ein­mal ge­fah­ren.

Der Cam­ping­platz hat ei­nen Ta­rif für Ein­zel­wan­de­rer oh­ne Au­to. Für sie ist Du­schen im Preis ent­hal­ten. Ich du­sche und fah­re da­nach die 140 Hö­hen­me­ter bis Ni­deg­gen. Im Wald ha­be ich kei­ne Son­ne aber Au­to­ver­kehr. Der Ort geht so. Ich es­se im "Rats­kel­ler" am Markt ein­fach aber gut und trin­ke mein Bit­bur­ger. Auf der Rück­fahrt kann ich es sehr schnell rol­len las­sen, auf der Stra­ße sind um die­se Zeit kei­ne Au­tos mehr.

2. Tag: C. Her­gar­ten - C. Jo­ne Bur, Mon­schau, 79 km

Ein kru­der Tag mit schlech­tem Wet­ter­be­richt be­ginnt mit ei­ner Ka­ta­stro­phe. Die Brücke hin­ter Zer­kall, die mich an die Stau­an­la­ge Ober­mau­bach füh­ren soll, ist we­gen Bau­ar­bei­ten ge­sperrt. Ich fah­re ei­nen ge­schot­ter­ten Pri­vat­weg, der an­steigt und am En­de stei­le Ser­pen­ti­nen hat. Ein Gra­vel­bi­ke kommt mir ent­ge­gen und der Fah­rer sagt mir, es sei ein Fuß­weg mit Trep­pen­stu­fen. Ich müs­se wohl ab­la­den und schie­ben. Schie­ben ist rich­tig wie sich her­aus­stellt, aber we­gen der gu­ten Brem­sen brin­ge ich das Rad oh­ne ab­zu­la­den run­ter.

Zu­letzt be­mer­ke ich, dass die Luft­pum­pe ver­lo­ren ge­gan­gen ist. Ob die Pla­cke­rei an der Um­fah­rung der Brücke Grund war, lässt sich nicht mehr sa­gen. Zu mei­ner Über­ra­schung be­kom­me ich im REWE in Wal­heim ei­ne neue. Da bin ich be­reits auf der Venn­bahn­tras­se. Paris 2025, Windrad auf der Vennbahntrasse

Am Bahn­hof in Wal­heim wur­de um­de­ko­riert: E-lok weg, mehr Wag­gons hin. Ich fah­re er­war­tungs­ge­mäß mit klei­nen Gän­gen die Tras­se hin­auf, denn von Kor­ne­li­müns­ter sind es 260 Hö­hen­me­ter Auf­stieg bis auf die Hö­hen die­ses Mit­tel­ge­bir­ges, mit ziem­lich ge­nau 1% Stei­gung im Durch­schnitt. Ich er­rei­che den Cam­ping­platz Zum Jo­ne Bur in Mon­schau ge­gen 18 Uhr. Kein Res­tau­rant, kei­ne Bar. Ich un­ter­hal­te mich mit ei­nem 2014 pen­sio­nier­ten, frü­he­ren Mon­teur, der im Alt­mühl­tal ge­bo­ren wur­de und bei Rot­ter­dam wohnt. Er fährt im­mer noch vie­le Ki­lo­me­ter mit dem Rad, wo­bei er Ta­ge­stou­ren um 60 km macht. Ge­gen ihn bin ich ein Youngs­ter.

Ich ha­be heu­te ge­schickt al­le Re­gen­wol­ken um­fah­ren. Ab 17 Uhr wird es sehr son­nig und an­ge­nehm warm. Der Re­gen, der mir vor­aus­ge­eilt ist, hat vie­le Nackt­schne­cken auf die feuch­te Wie­se ge­zau­bert. Der Auf­bau des Zelts ge­stal­tet sich we­gen der Fo­lie als Un­ter­la­ge un­kom­pli­ziert.

3. Tag: C. Jo­ne Bur, Mon­schau - C. Trois­vier­ges, 84 km

Nach hef­ti­gem Re­gen in der Nacht ist es um 6:30 Uhr tro­cken. Die Schne­cken­pla­ge ist nicht schlim­mer als am Abend, über­all lie­gen die gro­ßen, röt­li­chen Vie­cher rum. Ei­ne hat es ver­mut­lich be­reits am Vor­abend in ei­ne der Sat­tel­ta­schen ge­schafft.

Vom Cam­ping­platz in Mon­schau ist es ge­fühlt ein Kat­zen­sprung bis zur Venn­bahn­tras­se, auch wenn ich erst ein­mal über Ne­ben­stra­ßen berg­auf muss. Der Wind kommt oft von der Sei­te, al­so Wes­ten statt Sü­den, an­ders als an­ge­kün­digt. Ich hat­te den höchs­ten Punkt der Ge­gend schon am Vor­tag über­schrit­ten und kom­me nun we­gen des leich­ten Ge­fäl­les gut vor­an. Die schwar­ze Paris 2025, Fledermaustunnel bei Lengel Rad­fahr­ho­se nervt mich am Hin­tern. Ich tau­sche sie ge­gen ei­ne der grau­en, was den Schmerz lin­dert.

In St. Vith kau­fe ich ein Brot, das man nur als Gan­zes ab­ge­ben will. Es ist die­sel­be Bä­cke­rei wie im Vor­jahr. An dem Brot es­se ich bis Mais­se. Un­se­re Freun­de wer­den auch noch was da­von ha­ben.

Paris 2025, Abendessen am Schwimmbad von Troisvierges Die Über­fahrt über den Len­ge­ler Tun­nel hat­te ich in der Ge­gen­rich­tung schlim­mer in Erin­ne­rung. Da die Bahn­tras­se in der Nä­he des Bahn­hofs von Trois­vier­ges nicht mehr er­hal­ten ist, geht es auch dort noch ein­mal über ei­nen Berg. Nach 82 km und 500 Hö­hen­me­tern be­en­de ich den Tag in Trois­vier­ges. Ich ge­he du­schen und es­se im Bistro am Schwimm­bad zu Abend. Die Son­ne scheint und der Wind hat nach­ge­las­sen, ei­ne sehr net­te At­mo­sphä­re.

4. Tag: C. Trois­vier­ges - C. Les Ca­b­ret­tes, Chas­se­pi­er­re, 83 km

Ich wer­de um 6 Uhr wach, das Wet­ter ist mä­ßig. Es hat in der Nacht ge­reg­net. Ich ver­las­se den Cam­ping­platz ge­gen 8:15, ver­ges­se aber das Auf­fül­len der Was­ser­fla­schen. Ich fah­re bis zur Paris 2025, RAVeL Ligne 163 in der Anfahrt auf Bastogne bel­gi­schen Gren­ze auf Ne­ben­stra­ßen, stets auf und ab. Dann fol­gen 20 km auf dem RAVeL Lig­ne 163 bis Bas­to­gne. Dort be­kom­me ich Was­ser an ei­nem Res­tau­rant. Wei­ter geht's auf Schot­ter bis zur Brücke bei Wi­deu­mont-Gare, 19 km. Da­ran schließt sich ei­ne Bau­stel­le an, die gut ge­schot­tert und nicht ge­sperrt ist. Aus­ge­schil­dert ist der Weg bis Li­bra­mont-Che­vi­gny, ich ver­las­se die Tras­se hin­ter Tai­niè­re, um über Tron­quoy, Tour­nay und Mar­til­ly nach Strai­mont-Gare zu fah­ren. Zwi­schen Tron­quoy und Tour­nay ma­che ich wie­der Rast in der Bus­hal­te­stel­le an der N 40, die die ein­zi­ge Sitz­ge­le­gen­heit bie­tet, die ge­gen Re­gen ge­schützt ist. Da­bei neh­me ich den Lärm der Stra­ße not­ge­drun­gen in kauf. Paris 2025, Ausbau des RAVeL Ligne 163 bei Tainiere

«Dann wei­ter auf Stra­ße», wie Ko­moot sich aus­zu­drücken pflegt, sau­blöd die Sprachan­sa­gen. Der Hö­he­punkt hin­sicht­lich der Aus­spra­che: «Fol­ge dem Weck 500 Me­ter!». Tat­säch­lich geht es hier auf so klei­nen Stra­ßen über Land, dass man an­hal­ten muss bei Ge­gen­ver­kehr. Am En­de der lan­gen Gera­den bei Strai­mont-Gare bie­ge ich rechts ab in den Wald. An­fäng­lich as­phal­tiert, geht es am En­de über Schot­ter, erst ab­wärts, dann kurz aber steil berg­auf mit pflas­ter­ar­ti­gem Un­ter­grund. Dann bin ich wie­der auf As­phalt, der aber am En­de des Wal­des im­mer schlech­ter wird, so­dass man höl­lisch auf­pas­sen muss, nicht in ein Schlag­loch zu fah­ren, zu­mal es recht steil bergab geht. Schlaglö­cher sind hier näm­lich so tief, dass sie das Rad zer­stö­ren könn­ten. Heu­te bremst mich et­was der Ge­gen­wind hin­un­ter nach Chas­se­pi­er­re, wo ich auf den Cam­ping­platz les Ca­b­ret­tes sto­ße. Ich weiß: Wenn ich die Tour für heu­te be­en­de, wer­de ich ei­nen zu­sätz­li­chen Tag be­nö­ti­gen.

Paris 2025, Frühstück am Camping les Cabrettes Ich te­le­fo­nie­re mit der Bo­den­sta­ti­on, tei­le mei­ne Ab­sicht mit und che­cke ein. Ich baue das Zelt auf und du­sche. Am Abend ge­he ich ins Res­tau­rant am Platz. Man sitzt sehr rus­ti­kal auf ge­ho­bel­ten Baum­schei­ben, was ein ge­schun­de­ner Hin­tern erst ein­mal aus­hal­ten muss. Das Res­tau ist gut, sonst ist der Platz für die aben­teu­er­li­chen Sa­ni­tär­an­la­gen zu teu­er. Im­mer­hin ha­be ich ei­nen Stell­platz mit Son­ne am nächs­ten Mor­gen und ei­nen Tisch mit Bank zum Sit­zen. Ich bin der ein­zi­ge Ein­zel­wan­de­rer an die­sem Abend.

5. Tag: C. Les Ca­b­ret­tes, Chas­se­pi­er­re - C. Le Val­la­ge, At­tigny, 76 km

Auf dem Eurovélo 3 durch die Ardennen, Grenze zu Frankreich Bis Sainte-Céci­le ist das Ge­län­de wel­lig. Nach ei­nem kur­zen, star­ken An­stieg bie­ge ich auf ei­ne al­te Bahn­tras­se ein, die mich bis hin­ter Mu­no führt, wo ich die fran­zö­si­sche Gren­ze er­rei­che. Das si­gni­fi­kan­te Ge­fäl­le lässt ei­ne zü­gi­ge Fahrt zu. Von hier geht es über Land­stra­ßen mit z. T. ar­gen Stei­gun­gen bis Bul­son. Nach ei­nem letz­ten hef­ti­gen An­stieg hin­ter dem Ort geht es in flot­ter Fahrt hin­un­ter nach Ché­mery-sur-Bar, dem Be­ginn des ka­nal­be­glei­ten­den Ab­schnitts der Tour.

Nach ei­ni­gen Ki­lo­me­tern bei Ge­gen­wind er­rei­che ich die ers­te der Schleu­sen, die in kur­zer Fol­ge et­wa 70 Hö­hen­me­ter über­win­den, dies­mal bergab. Das Schau­spiel en­det bei Se­muy, wo ich an den west­li­chen Teil des Ar­den­nen­ka­nals wech­se­le. Die­sem fol­ge ich bis At­tigny, wo ich nach 76 km und 310 Hö­hen­me­tern auf dem Cam­ping le Val­la­ge un­ter­kom­me. Auch hier gibt es ein Res­tau­rant.

Paris 2025, Kirche von Attigny Ich su­che mir ei­nen son­ni­gen Stell­platz, der am Mor­gen in der Son­ne lie­gen soll­te, auch wenn die Son­ne am nächs­ten Mor­gen hin­ter ei­ner dün­nen Wol­ken­schicht ver­bor­gen blei­ben wird. Ich ge­he zu Fuß die 500 m in den Ort und re­ser­vie­re noch von dort per Te­le­fon am Cam­ping­platz ei­nen Tisch für den Abend, nach­dem ich mich da­von über­zeu­gen konn­te, dass At­tigny echt lang­wei­lig ist. Ei­ne Ta­fel will mir weis­ma­chen, dass das nicht im­mer so war, zu­min­dest zur Zeit Karls des Gro­ßen, aber ir­gend­wie scheint mir das doch ziem­lich lan­ge her.

Wo an­de­re Or­te Ab­fall rum­lie­gen ha­ben, liegt hier Stroh auf den Bür­ger­stei­gen. Ich bin hier in ei­ner der Korn­kam­mern Frank­reichs. Gro­ße Spei­cher mit ho­hen Si­los säu­men den Kanal. Und gro­ße Tre­cker mit schwe­ren An­hän­gern be­stim­men das Orts­bild von At­tigny, ent­spre­chend un­an­ge­nehm Paris 2025: Deftiger Salat am Camping le Vallage, Attigny ist der Lärm. Die Aus­sicht, hier am Stra­ßen­rand zu Abend zu es­sen, be­hagt mir nicht.

Das Res­tau­rant am Platz ist nett an­ge­legt und spen­diert den Platz­gäs­ten ei­nen Ape­ri­tif, wahl­wei­se mit oder oh­ne Al­ko­hol. Lei­der ist ein We­s­pen­nest in der Nä­he; We­s­pen wer­den schein­bar be­son­ders von Rot­wein an­ge­zo­gen. Manch­mal schwir­ren drei gleich­zei­tig um den über­großen «Salat­tel­ler» und das Wein­glas. Über zwei Stun­den es­se ich an die­ser üp­pi­gen Mahl­zeit.

6. Tag: C. Le Val­la­ge, At­tigny - C. Sous le Clo­cher, Dor­mans, 115 km

Ich hat­te bei der Pla­nung der Tour nicht kon­se­quent ge­nug auf mei­nen Track vom Vor­jahr ge­setzt, zu­mal die­ser auch kon­stru­iert war, da der GPS-Emp­fän­ger da­mals aus­ge­fal­len war. Waldweg bei Cormicy Ir­gend­wie hat­te ich über­se­hen, dass ich schon letz­tes Jahr die Tour über Dor­mans um­ge­plant hat­te, weil in dem Um­feld über­haupt nur die­ser Platz liegt, 100 km Ta­ges­leis­tung zu­grun­de ge­legt. Am En­de wer­den es dann doch 115 km und 790 Hö­hen­me­ter. Die Cham­pa­gne ist be­rühmt bei Rad­fah­rern we­gen ih­rer lan­gen, manch­mal auch mör­de­ri­schen Stei­gun­gen, ins­be­son­de­re bei Cor­mi­cy, Jon­chery-sur-Ves­le und La­ge­ry. Bei Passy-Grigny hat man das Schlimms­te über­stan­den.

An die­sem Tag schickt mich Ko­moot hin­ter Cor­mi­cy auf ei­nen Wald­weg, der am En­de so steil ist, dass ich schie­ben muss. Auf dem Fo­to kommt die Steil­heit lei­der nicht zum Aus­druck. Ein­mal muss ich die vor­de­ren Ge­päck­ta­schen ab­la­den, um das Rad über­haupt noch schie­ben zu kön­nen. Oben an­ge­kom­men hop­pe­le ich über ei­ne Schlep­per­spur am Wald ent­lang, bis ich schließ­lich auf ei­ner Art Wirt­schafts­weg lan­de, der so grob ge­schot­tert ist, dass ich mich fra­ge, wie lan­ge die Ge­päck­trä­ger das wohl aus­hal­ten.

Da­bei hat­te al­les so schön an­ge­fan­gen. Die ers­ten 65 km folg­ten dem Canal la­te­ral à l'Ais­ne. Erst die letz­ten 50 km ma­chen die Tour echt schwer. An die­sem Tag fah­re ich mir den Hin­tern so ka­putt, dass ich nicht weiß, wie das wei­ter­ge­hen soll.

7. Tag: C. Sous le Clo­cher, Dor­mans - C.M. La Hau­te Île, Neuilly-sur-Mar­ne, 116 km

Ich ste­he mit dem Be­wusst­sein auf, dass der Hin­tern in der Nacht nicht ge­heilt ist. Nicht von Geis­ter­hand und auch sonst nicht. Al­so rut­sche ich auf dem­sel­ben hin und her. Zu­letzt kom­me ich ir­gend­wo im Nir­gend­wo an ei­ne Ein­bahn­stra­ße, die erst am 1. Ju­li ein­ge­rich­tet wur­de, wie ein Schild auf dem halb­sei­ti­gen Sperr­git­ter be­sagt. Sie führt bergab und ist für ein Fahr­rad al­ter­na­tiv­los, al­so fah­re ich sie ge­gen die Fahrt­rich­tung. An ih­rem En­de sind es bis Tril­port, dem vor­ge­se­he­nen Ta­ges­ziel, nur noch 6 km, als ich mich zu mir selbst spre­chen hö­re: "Viel­leicht schaf­fe ich es ja doch noch bis Pa­ris."

Paris 2025, Radweg entlang der Aisne nahe der A26 Ich ge­be das neue Ziel bei Goo­gle ein. Es sol­len noch 41 km sein. Das wä­ren 100 km für heu­te. Ei­ne al­ter­na­ti­ve Rou­te sei «gleich schnell». Ich klä­re den Platz te­le­fo­nisch ab. Ich kann spät an­kom­men. Die Sé­cu­rité wür­de mir ei­nen Platz zu­wei­sen. Al­so fol­ge ich der Rou­te fro­hen Mu­tes, bis ich auf ei­nem Weg an der Sei­ne fünf um­ge­stürz­ten Bäu­men aus­wei­chen muss. Da­nach will mich Goo­gle auf ei­ne Wie­se am Fluss lei­ten, wo der Rad­weg we­ni­ger wahr­nehm­bar ist als der auf dem Fo­to (ent­lang der Ais­ne, den ich tat­säch­lich ge­fah­ren bin) was ich ver­wei­ge­re. Ich krab­be­le ei­ne stei­le Orts­s­tra­ße hin­auf und be­kom­me ei­ne ab­we­gi­ge neue Rou­te prä­sen­tiert. Die An­zei­ge springt von 28 auf 35 km.

Ich ha­be die «Fa­xen dick» und pla­ne auf Ko­moot die Rou­te um. Das funk­tio­niert ganz gut, auch wenn ich ei­ni­ge Ma­le ge­gen Ein­bahn­stra­ßen fah­ren und en­ge Drän­gel­git­ter pas­sie­ren muss. Da­für ver­läuft der Weg über Vor­stadt­stra­ßen und durch Park­an­la­gen, zu­letzt an ei­nem klei­nen See ent­lang. So na­he an Pa­ris hät­te ich mehr Ver­kehr er­war­tet.

Am Cam­ping­platz selbst stellt sich die Sé­cu­rité als freund­lich aber däm­lich her­aus, so­dass ich auf ei­nem Platz für Wohn­mo­bi­le lan­de, der un­eben aber nur leicht ge­neigt ist und na­he bei den Sa­ni­tär­an­la­gen liegt. Die­se sind sau­ber aber knapp be­mes­sen. Am En­de des Ta­ges kom­men so 115 km und 920 Hö­hen­me­ter zu­sam­men. Um 20:30 Uhr kann ich end­lich das Zelt auf­bau­en. Ich leh­ne die Iso­mat­te an ei­nen Baum und nut­ze dass als Rücken­leh­ne. Ein Cam­ping­stuhl wä­re jetzt schön. Ich ko­che 2 Tas­sen Kaf­fee und es­se Brot zu Abend. Noch vor dem En­de der zwei­ten Tas­se treibt mich ei­ne Re­gen­schau­er ins Zelt.

8. Tag: C.M. La Hau­te Île - Cam­ping de Pa­ris, 34 km

Paris, Fahrradspuren 34 km und 100 Hö­hen­me­ter, un­spek­ta­ku­lär. Zu­nächst fah­re ich über den gut aus­ge­bau­ten Lein­pfad, dann über Stadt­stra­ßen hin­ein nach Pa­ris. Ge­gen 10 Uhr setzt hef­ti­ger Re­gen ein. Ich kann mich an ei­nem ge­schlos­se­nen Res­tau­rant un­ter­stel­len; ge­schla­ge­ne zwei Stun­den dau­ert der wol­ken­bruchar­ti­ge Re­gen. Da­nach ver­las­se ich die vor­ge­ge­be­ne Rou­te, die we­ni­ge hun­dert Me­ter vom Fluss ent­fernt ver­läuft, in Hö­he Notre-Dame, um zu­min­dest ei­nen Blick auf die re­no­vier­te Ka­the­dra­le zu wer­fen. Dann fol­ge ich der Sei­ne auf dem lin­ken Ufer, wo der Rad­weg Paris, Notre Dame (mit Ge­gen­ver­kehr) ei­ne vol­le Fahr­spur breit ist. Man hat vie­len Stra­ßen ei­ne Spur ent­nom­men und um­ge­wid­met, was jetzt zu re­gem Rad­ver­kehr führt. We­gen den dar­aus fol­gen­den Ein­bahn­stra­ßen­re­ge­lun­gen kann man auf dem an­de­ren Ufer gar nicht mehr fah­ren.

Dass ro­te Am­peln eher als Emp­feh­lung ge­se­hen wer­den, macht mir das Voran­kom­men leich­ter. Zwar gibt es für Rad­fah­rer Aus­nah­men von ro­ten Am­peln, ähn­lich un­se­rem grü­nen Pfeil, aber die wer­den sei­tens der Rad­fah­rer arg groß­zü­gig aus­ge­legt.

Notre-Dame kann ich nur im Ge­gen­licht fo­to­gra­fie­ren, sonst ach­te ich auf den Stand der Son­ne. Nach dem hef­ti­gen Re­gen zu­vor ist die At­mo­sphä­re auf­ge­räumt und klar. Die al­ten Ge­bäu­de kom­men Paris, mit dem Fahrrad am Eiffelturm gut zur Gel­tung. Ich bin er­grif­fen von der Stadt. Am Eif­fel­turm ma­che ich das Sel­fie, für das ich die gan­ze Rei­se ge­macht ha­be. Ich bin der ein­zi­ge Tou­ren­rad­fah­rer weit und breit. An die­sem Tag be­geg­net mir nie­mand.

Da­nach fol­ge ich der Vor­ga­be von Goo­gle ent­lang der Sei­ne, was bei schlech­ter wer­den­dem Wet­ter mit Ge­gen­wind ir­gend­wie kei­nen Spaß macht. Zu­dem ist die gan­ze Zu­fahrt zum Cam­ping de Pa­ris un­schön. Der Platz ist aus­ge­bucht, aber Ruck­sack­tou­ris­ten bie­tet er im­mer noch ein Stück Er­de fürs Zelt, was durch­aus wört­lich ge­nom­men wer­den darf. Mit 28 Euro ist er bil­li­ger als der Hau­te Île. Am Nach­mit­tag wird es son­nig und warm. Was für spä­ter bleibt: Wie­der ha­be ich kei­nen grad café auf ei­nem der cha­rak­te­ris­ti­schen, ge­floch­te­nen Stüh­le ge­trun­ken.

9. Tag: C. de Pa­ris - Mais­se, 71 km

Ich wa­che um 6 Uhr auf. Ich hö­re den Re­gen. Ich ha­be ver­ges­sen, den Gleich­rich­ter zu schüt­zen. Ich zie­he mich an, krab­be­le aus dem Zelt und sie­he da, der Baum hat den Re­gen zu­rück­ge­hal­ten. Ich zie­he die Ba­de­hau­be über die Len­ker­vor­bau­ta­sche und ge­he un­term Re­gen­schirm zu den Sa­ni­tär­an­la­gen. Sie lie­gen et­was wei­ter ent­fernt als üb­lich, sind aber sau­ber, hin­rei­chend be­mes­sen in der Zahl und ge­räu­mig.

Ich ko­che Kaf­fee un­term Vor­zelt und es­se «am Bett», was ich nicht mag, sich bei dem Wet­ter aber auch nicht ver­mei­den lässt. Am En­de vom Früh­stück hat der Re­gen nach­ge­las­sen und ich pa­cke ein. Das Zelt ist nass. Oh­ne die graue Fo­lie als Un­ter­la­ge wä­re das In­nen­zelt am Bo­den völ­lig ver­saut. Ich nut­ze die Re­gen­pau­sen des Ta­ges zum Fah­ren. Drei­mal ver­brin­ge ich, noch in Pa­ris, län­ge­re Zeit in Bus­hal­te­stel­len, am Nach­mit­tag eben­so oft, aber we­ni­ger lan­ge, un­ter mei­nem Re­gen­schirm. Trotz bis zu 55 km/h Ge­gen­wind er­rei­che ich das Haus mei­ner Freun­de noch vor 17 Uhr. Mei­ne Frau fährt 9 Stun­den mit dem Au­to und kommt ge­gen 20 Uhr an.